Die kurdische Schriftstellerin, Dokumentarfilmerin und #Yarsan# -Forscherin Mozhgan Kavousi ist abermals im Gefängnis. Sie muss eine über dreijährige Haftstrafe absitzen, zu der sie im Zusammenhang mit der „Jin, Jiyan, Azadî“-Revolte verurteilt wurde.
In Iran ist eine bekannte kurdische Aktivistin abermals im Gefängnis. Wie das Kurdistan Human Rights Network (KHRN) berichtete, wurde Mozhgan Kavousi bereits am Montag in der nordiranischen Provinz Mazandaran festgenommen und zur Verbüßung einer Haftstrafe in die Vollzugsanstalt der Stadt Tonekabon gebracht. Demnach muss sie eine über dreijährige Freiheitsstrafe absitzen.
Mozhgan Kavousi ist Schriftstellerin, Dokumentarfilmerin und politische Aktivistin aus dem Kelardascht-Tal im Elburs-Gebirge. Sie ist Angehörige der heterodoxen Glaubensgemeinschaft der Yarsan (Ehlê heq/Ahl-e Haqq oder auch Kakêyî/Kakai), über die sie auch forscht, und setzt sich für gleiche Rechte für alle ethnischen und religiösen Minderheiten in Iran ein. So thematisiert ihr Film „Hîwa“ die Unterdrückung der kurdischen Sprachen. Darüber hinaus kämpft sie für die Gleichstellung der Geschlechter und gegen den vom Regime vorgeschriebenen Verschleierungszwang.
Kavousi wurde bereits mehrfach in der Vergangenheit festgenommen, so auch während der landesweiten „Jin, Jiyan, Azadî“-Proteste im Herbst 2022, die sich am gewaltsamen Tod der 22-jährigen Kurdin Jina Mahsa Amini in Gewahrsam der iranischen Sittenpolizei entzündeten. Nach ihrer Festnahme am 22. September 2022 im Haus ihrer Eltern in der Hafenstadt Nouschahr kam Kavousi zunächst in ein Internierungslager des Geheimdienstministeriums, bevor sie mehrere Monate im Gefängnis verbrachte. Im Januar kam nach Hinterlegung einer Kaution in Höhe von umgerechnet etwa 55.000 Euro auf freien Fuß.
Im Oktober bestätigte der Oberste Gerichtshof Irans eine Haftstrafe von 62 Monaten gegen Kavousi wegen „Versammlung und Absprache gegen die nationale Sicherheit“, „Beleidigung des Obersten Führers“ und „Propaganda gegen den Staat“. Zu der Strafe hatte ein Revolutionsgericht in Sari die Kurdin im Zusammenhang mit ihrer Teilnahme an der „Jin, Jiyan, Azadî“-Revolution verurteilt. Da nach iranischem Recht bei einer Verurteilung zu mehreren Haftstrafen nur die höchste verbüßt werden muss, beläuft sich Kavousis Zeit hinter Gittern effektiv auf drei Jahre und drei Monate.
Erstmals ins Gefängnis kam Mozhgan Kavousi im Zuge der Proteste im November 2019. Mit einer kurzen Unterbrechung saß sie knapp zwei Jahre aufgrund eines Urteils wegen „Anstiftung zur Störung der Ordnung und Sicherheit des Landes“ im Gefängnis. Bei den damaligen Protesten in Iran ging es zunächst um steigende Benzinpreise, die Demonstrationen richteten sich jedoch schnell auch gegen den herrschenden Klerus – und wurden blutig niederschlagen. Etwa 1.500 Menschen wurden in nur wenigen Tagen weitgehend unbemerkt von der Weltöffentlichkeit von Regimekräften getötet, daher auch die Bezeichnung „blutiger November“.
Frau wegen angeblichen Mordes an Ehemann hingerichtet
Wie das islamisch-iranische Rechtssystem die Unterdrückung von Frauen widerspiegelt, zeigt auch der Fall von Samira Sabzian. Am Mittwoch hat das Regime die 30-Jährige, die ihren Ehemann umgebracht haben soll, mit dem sie als 15-Jährige zwangsverheiratet worden war, in einem Gefängnis in Karadsch exekutieren lassen. Das Todesurteil gegen die seit zehn Jahren inhaftierte Samira Sabszan soll gemäß dem Wunsch der Familie des Getöteten und dem Prinzip „qesas“ verhängt worden sein. Qesas bedeutet Vergeltung „mit gleicher Münze“ und ist die Strafe für Mord.
Menschenrechtsgruppen wie die in Norwegen ansässige Organisation Iran Human Rights (IHR) hatten Teheran zuvor vergeblich aufgefordert, Sabzian nicht hinzurichten. Ihren Verwandten zufolge wurde die junge Frau in der Ehe Opfer von patriarchaler Gewalt. Ihre zwei elf und 15 Jahre alten Kinder durfte sie seit ihrer Inhaftierung bis zu einem letzten Treffen in diesem Monat nicht sehen.
„Samira wurde Opfer einer Kinderehe, litt unter Geschlechterapartheid und häuslicher Gewalt. Nun ist sie der Tötungsmaschinerie des inkompetenten und korrupten Regimes zum Opfer gefallen, erklärte IHR-Leiter Mahmud-Amiri Moghaddam. Laut IHR wurden damit seit Beginn des Jahres bereits 18 Frauen hingerichtet. Insgesamt führte das Regime 2023 mehr als 600 Exekutionen durch – laut IHR ist das die höchste Zahl an Hinrichtungen seit acht Jahren.
Haftstrafe und Arbeitsverbot für iranische Journalistin
Auch die Repression gegen unabhängige Medienschaffende setzt das iranische Regime fort. Sechs Monate Haft und ein zweijähriges Berufsverbot – das ist die „Strafe“ eines Revolutionsgerichts in der Hauptstadt Teheran für die Journalistin Sara Massumi wegen des Vorwurfs, „Falschnachrichten“ verbreitet zu haben. Wie die Zeitung „Shargh“ am Mittwoch unter Berufung auf den Anwalt von Massumi berichtete, soll der Hintergrund ein Posting in sozialen Medien über Armita Geravand sein. Die 16-jährige Kurdin war Ende Oktober nach wochenlangem Koma in einer Teheraner Militärklinik an den Folgen eines gewaltsamen Zusammenstoßes mit Sittenwächterinnen in der U-Bahn gestorben. Dazu soll es gekommen sein, weil die junge Frau kein Kopftuch trug.[1]