Die frühere HDP-Vorsitzende Figen Yüksekdağ hat im Gefängnis ein Buch geschrieben. In „Die Mauern werden einstürzen“ treffen die Toten des IS-Anschlags von Pirsûs auf Taybet Inan, die während der Ausgangssperren in Silopiya vom Militär erschossen wurde.
Figen Yüksekdağ, die ehemalige Ko-Vorsitzende der Demokratischen Partei der Völker (HDP), die sich seit bald vier Jahren in unwürdiger politischer Geiselhaft befindet, hat im Gefängnis ein Buch geschrieben. In Die Mauern werden einstürzen (türk. „Duvarlar Yıkılacak“) treffen Taybet Inan und die 33 „Traumreisenden“ aufeinander. Nach Angaben des Verlages Ceylan wird der Gedichtband am 1. September erscheinen. „Wir sind stolz darauf, Vermittler der von Herzen kommenden Arbeit von Figen Yüksekdağ zu sein.“ Mehr verrät das Verlagshaus noch nicht.
Taybet Inan, die vielen als „Mutter Taybet“ in Erinnerung geblieben ist, wurde im Dezember 2015 während der türkischen Belagerung in Silopiya in der kurdischen Provinz Şirnex (Şırnak) erschossen. Ihr Leichnam lag sieben Tage lang auf der Straße gelegen, da die Armee sämtlichen Rettungskräften die Bergung verweigerte. Angehörige und Anwohner*innen wurden bei dem Versuch, den Leichnam der 57-jährigen Mutter von elf Kindern zu bergen, beschossen.
Traumreisende werden die 33 jungen Menschen genannt, die vor fünf Jahren beim IS-Anschlag von Pirsûs (Suruç) ums Leben kamen. Am 20. Juli 2015 verübte ein von der Polizei beobachtete Attentäter in der Stadt gegenüber Kobanê einen Selbstmordanschlag, als sich auf Aufruf der Föderation Sozialistischer Jugendvereine (SGDF) 300 junge Menschen im Kulturzentrum Amara versammelten, um vor ihrer Abreise nach Nordsyrien eine Pressekonferenz abzuhalten. Die geplante Fahrt nach Kobanê sollte ein Akt der Solidarität sein. Die Jugendlichen wollten Kinderspielzeug und humanitäre Hilfsgüter in die vom sogenannten Islamischen Staat (IS) zerstörte Stadt bringen. Im Garten des Kulturzentrums Amara, in dem eine große Eiche steht, saßen am Tag des Anschlags Menschen arabischer, armenischer, kurdischer, türkischer, tscherkessischer und lasischer Herkunft. Sie alle waren in den verschiedensten Strukturen aktiv, zusammengebracht hatte sie der gemeinsame Traum der Revolution.
Wer ist Figen Yüksekdağ?
Figen Yüksekdağ ist Mitgründerin der Sozialistischen Partei der Unterdrückten (Ezilenlerin Sosyalist Partisi, ESP) und war bis September 2014 deren Vorsitzende. Nach der Niederlegung ihres Amtes trat sie zur HDP über. Noch im gleichen Jahr schloss sich die ESP der als Dachpartei mehrerer Kleinparteien fungierenden HDP an. Auf dem zweiten HDP-Kongress wurde Figen Yüksekdağ am 22. Juni 2014 zur Ko-Vorsitzenden gewählt. Zeitgleich mit Selahattin Demirtaş und zahlreichen weiteren HDP-Abgeordneten wurde sie am 4. November 2016 auf Betreiben des türkischen Präsidenten Erdoğan verhaftet. Seitdem befindet sie sich im Gefängnis von Kandıra in Haft.[1]