#Ebow# (* 1990 in München als Ebru Düzgün) ist eine deutsche Rapperin, Künstlerin und Schauspielerin.
Ebows Großeltern kamen als Gastarbeiter nach Deutschland; ihre Mutter, die in der Türkei ein Gymnasium besucht hatte, folgte ihnen erst im Alter von 17 Jahren. Ebow wuchs in München-Westend bei ihrer Mutter und Großmutter auf. Wie ihre Eltern ist Ebow kurdische Alevitin. Ihre Mutter war im Vorsitz der alevitischen Gemeinde und politisch aktiv.
Ebow studierte Architektur, ihren Bachelor absolvierte sie an der Hochschule für angewandte Wissenschaften München und zog 2015 nach Wien, wo sie an der TU Wien den Master machte.
Ebow lebt in Wien und Berlin.
Werk
Ebows Lieder und ihr Rap- und Singstil ist von Vielseitigkeit geprägt. In ihren Texten verarbeitet Ebow zahlreiche Themen wie u. a. Liebe, Trauer, Empowerment, Wut, Diskriminierung und Identitätsfragen, die die Bereiche sowohl der Gesellschafts- und Kapitalismuskritik, des Queerfeminismus, des Anti-Rassismus, der Freiheit und Emanzipation als auch der Migration und des Alltagsrassismus in Deutschland aufgreifen und thematisieren. Musikalisch ist Ebow von amerikanischen Hip-Hop und RnB der 1990er- und 2000er-Jahre beeinflusst.
Musikalisches Schaffen
Ebow rappte zunächst im Münchener Bahnhofsviertel, in Waschsalons, Supermärkten und der Straßenbahn, bevor sie auf Bühnen auftrat und an Festivals teilnahm, wie 2011 dem on3-Festival des Bayerischen Rundfunks, 2012 dem Sound-of-Munich-Now-Festival oder 2014 dem Schamrock-Festival der Dichterinnen. Ihr Debütalbum mit dem Titel Ebow erschien am 22. November 2013 bei dem Indie-Label Disko B.
In der Musiksendung Heimatsound des Bayerischen Fernsehens im April 2015 trat sie mit den Songs Paradise und Vay auf.
2016 schlossen sich Ebow, die Musikerin und Produzentin Nalan und der Produzent Walter p99 arketra zusammen und firmierten das Trio Gaddafi Gals. In diesem Kontext verwendete Ebow anfangs den Künstlernamen Blaqtea.
Auf dem am 24. September 2021 erschienenen Ärzte-Album Dunkel hatte Ebow einen Gastpart beim Lied Kerngeschäft.
Am 18. März 2022 erschien ihr viertes Album Canê auf ihrem eigenen Musiklabel Alvozay. Ihr fünftes Album FC Chaya erschien am 27. September 2024.
Kollaborationen: Film und Musik
2010 schrieb und sang sie die Titelmelodie Ich habe Wanderlust zur Filmdokumentation Töchter des Aufbruchs der Münchener Regisseurin Uli Bez, in der Migrantinnen ihre Lebenswege in Deutschland erzählen, darunter auch Ebow und ihre Mutter.Der Film wurde im Kino aufgeführt und unter anderem in der CinéMayence im Institut Français, auf der Griechischen Filmwoche sowie im Rahmen des Frauenfilmfestes Bimovie 2012 in München gezeigt.
Mit dem selbstproduzierten halbstündigen Video-Mixtape Habibi’s Liebe und Kriege (2012) kreierte Ebow eine von orientalischen Klängen beeinflusste Stilrichtung, gemixt mit Elektro, die sie als „alternativen Hip-Hop“ bezeichnet. Erstmals verpackte sie darin soziale Realität in angriffslustige Texte, die von Geschlechterrollen in der türkischen Gemeinschaft, falschem Patriotismus bis zu den deutschen Waffenexporten reichen. Ihr Song Waffenhymne sei laut Taz als Antwort auf M.I.A.s Paper Planes zu lesen.
Das Musikmagazin Startrampe des BR stellte Ebow unter den neuen Bands der Staffel 9 vor und produzierte ihr Musikvideo Oriental Dollar. Darin beschreibt sie „das Gefühl, das sie beschleicht, wenn sie den ‚verschleierten Frauen‘ aus den Emiraten in München beim Shoppen zusieht“.
2014 veröffentlichte sie mit dem Filmemacher und Musiker Mirza Odabaşı die Single Paramide, deren Erlöse an Bedürftige in Kobanê ginge Sie war ebenfalls an seinem 2015 erschienenen Dokumentarfilm Leiden-schafft beteiligt, in dem auch andere bekannte Künstler wie Chefket, Marteria und Eko Fresh vertreten sind. Im viel beachteten Dokumentarfilm Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod von Cem Kaya, welcher 2022 in die Programmkinos kam, ist Ebow ebenfalls mit ihrem Musikvideo „Kanak for Life (K4L)“ vertreten. 2021 performte Ebow diesen Song in einer Klassikversion im Rahmen der Radioreihe Machiavelli Sessions von WDR Cosmo gemeinsam mit dem WDR Funkhausorchester.
Schauspielerisches Schaffen
Als Schauspielerin trat Ebow erstmals in einer Hauptrolle der von Helene Hegemann verantworteten Folge Subotnik in der RTL-Serie Strafe auf. Dafür wurde sie 2023 mit dem Bunte New Faces Award ausgezeichnet und als Nachwuchsschauspielerin für den deutschen Schauspielpreis 2023 nominiert.
Auszeichnungen
2019: Förderpreis der Stadt München
2020: VIA - VUT Indie Award, Kategorie: Bester Act
2021: Nominierung, GEMA Musikautor*innenpreis, Kategorie: Text Hip Hop
2023: Keychange Award
2023: Stipendiatin der Künstlerresidenz Villa Aurora in Pacific Palisades bei Los Angeles
2023: Bunte New Faces Award, Kategorie: Distruptive Mind by glo, als Schauspielerin in der RTL-Serie Strafe
2023: Nominierung, Deutschen Schauspielpreis 2023, Kategorie: Nachwuchs, als Schauspielerin in der RTL-Serie Strafe
2024: Stipendiatin der Kulturakademie Tarabya in Istanbul
Diskografie
Studioalben
Jahr Titel
Musiklabel Anmerkungen
2013 Ebow
Disko B Erstveröffentlichung: 22. November 2013
2017 Komplexität
Problembär Records Erstveröffentlichung: 17. November 2017
2019 K4L
Problembär Records Erstveröffentlichung: 29. März 2019
2022 Canê
Alvozay Erstveröffentlichung: 18. März 2022
2024 FC Chaya
Garip Werkstätten Erstveröffentlichung: 28. September 2024
EPs
Jahr Titel
Musiklabel Anmerkungen
2019 Ebow 400
Alvozay Erstveröffentlichung: 1. August 2019
Singles
Jahr Titel
Album Anmerkungen
2014 Eis auf den Asphalt
– Erstveröffentlichung: 8. August 2024
2017 Asyl / Ghetto Rave
Komplexität Erstveröffentlichung: 10. Februar 2017
2020 Feuerzeug
– Erstveröffentlichung: 12. Juni 2020
Friends
– Erstveröffentlichung: 30. Juli 2020
2021 QUEER AF II
– Erstveröffentlichung: 14. Februar 2021
ARABA
Canê Erstveröffentlichung: 10. Dezember 2021
2022 Trouble
Canê Erstveröffentlichung: 28. Januar 2022
2024 Free.
FC Chaya Erstveröffentlichung: 3. Mai 2024
Lesbisch
FC Chaya Erstveröffentlichung: 31. Mai 2024
Big Simpin
FC Chaya Erstveröffentlichung: 5. Juli 2024
Lightspeed
FC Chaya Erstveröffentlichung: 9. August 2024
2025 Müde
– Erstveröffentlichung: 8. Februar 2025[1]