Seit 1980 wird die Forderung nach muttersprachlichem Unterricht Kurdisch (MUK) von kurdi-schen Migrantenorganisationen erhoben. Die erste bundesweite kurdische Dachorganisation
KOMKAR (Förderation der Arbeitervereine Kurdistans in der Bundesrepublik Deutschland) be-schloss auf ihrem ersten Bundeskongress 1980 eine Kampagne zur Anerkennung der Kurden in Deutschland als selbständige Volksgruppe und forderte von der Bundesregierung und von den
Landesregierungen:
- Einführung des muttersprachlichen Unterrichts in kurdischer Sprache,
- Radio- und Fernsehsendungen in öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten,
- Soziale Beratung und Betreuung in kurdischer Sprache.
Um die Forderungen kurdischer Arbeitsmigranten zusammenzufassen und effektiver vertreten zu können, traten KOMKAR und die kurdischen Organisationen KKDK (Föderation der progressiv-demokratischen Arbeitervereine Kurdistans) und UDK (Union der Demokraten Kurdistans) dem 1982 gegründeten Zusammenschluss bundesweiter und regionaler Migrantenorganisationen „Ar-beitskreis muttersprachlicher Unterricht“ bei, der sich später in „Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände (BAGIV)“ umbenannte. Auch der 1994 gegründete kurdische Dachverband YEK-KOM setzt sich für MUK ein.
Die Forderung nach MUK wurde zunächst von allen Bundesländern abgelehnt. Die dagegen an-geführten Argumente zeugen von wenig Kenntnis über die Lebensumstände der Kurden, der kur-dischen Sprache und den Bedingungen in der Türkei: 43
- Die Kurden leben in keinem eigenen Staat. Für ihre Angelegenheiten seien die türkischen Konsulate zuständig.
- Für den MUK seien nicht die einzelnen Länder, sondern der Bund zuständig.
- Als Muttersprachen seien nur die offiziellen Sprachen der Länder anzusehen, aus denen die Migranten kommen. Für die Kurden sei also die „Muttersprache“ Türkisch, da die Türkei
keine andere Sprache anerkenne.
- Es gäbe weder eine einheitliche Norm- noch Schriftsprache der Kurden. Es würden viele verschiedene Dialekte gesprochen. Es stelle sich folglich die Frage, welcher dieser Dialekte
unterrichtet werden solle.
- Es gäbe weder ausgebildetes kurdisches Lehrpersonal, noch Lehr- und Lernmaterial in #kurdischer Sprache#.
- Für die Einführung des MUK stünden keine Finanzmittel zur Verfügung.
Die Argumente gegen den MUK, die sich auf die kurdische Sprache an sich beziehen, konnten mit der Zeit entkräftet werden. Die Umfragen der Kultusministerien in Niedersachsen und Hamburg zeigten, dass - von einzelnen Ausnahmen abgesehen - die Anträge der kurdischen Eltern auf die Teilnahme ihrer Kinder am muttersprachlichen Unterricht das Kurmanci-Kurdisch betreffen.
Damit scheint die „Dialektfrage“ geklärt zu sein.[1]
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